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Gehölzqualitäten

Allgemein

Gehölzkauf ist Vertrauenssache

Wir leben in einer Zeit, in der für uns alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Das wird uns von der Werbung suggeriert, in Katalogen bestätigt und vom nächsten Baumarkt vorgeführt.

Doch als Gärtner hat man es mit etwas Lebendigem zu tun. Und die oberste Gärtnertugend war und ist: … Geduld …

Deshalb ist es auch nicht wirklich ratsam, wenn man immer dem Schnäppchen im Supermarkt folgt oder dem Angebot aus dem Werbeblatt hinterherfährt.

Das Auge des Käufers entscheidet maßgeblich, aber nicht alles kann er wissen.

Gehölze unterliegen nämlich Qualitätskriterien.

Außerdem brauchen sie von der Produktionsfläche bis zum endgültigen Standort in ihrem Garten eine konsequente Pflege, z.B. Schutz vor Frost oder dem Austrocknen, immer genügend Standraum in der Entwicklung usw.

Die folgenden Erläuterungen sind nicht vollständig und für den privaten Gärtner zusammengefasst. Ausführliche Gütebestimmungen sind der Schrift: „Gütebestimmungen für Baumschulgehölze“ der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL e.V.) zu entnehmen.

Sollten Begriffe unklar sein, dann finden Sie Erklärungen in unserem Baumschul – ABC.

Als grundsätzliche Qualitätskriterien haben alle Gehölze einiges gemeinsam:

Das jeweilige Gehölz sollte

Laubgehölze (nach Gehölzgruppen)

Laubsträucher

Unter Laubsträuchern werden hier Ziergehölzsträucher und Wildsträucher zusammengefasst. Wildsträucher werden sehr oft wurzelnackt gepflanzt und umfassen einheimische Arten wie Heckenrose, Weißdorn, Hartriegel, u.a. Sie haben neben ihrem Zierwert auch noch eine große Bedeutung für die heimische Tierwelt, vom Käfer bis zum (fast ausgestorbenen) Hasen.

Die Ziergehölzarten und –sorten werden zum größten Teil im Container, d.h. im Topf gewachsen, gehandelt, auch weil dann der Blütenschmuck direkt schon beim Einkauf erlebbar wird.

 

Wurzelnackte Sträucher

 

Sträucher im Container (im Topf gewachsen)

 

Solitärsträucher

 

Laubbäume

Heister von Laubbäumen

Die jüngeren Laubbäume werden Heister genannt. Heister sind baumartig wachsende Gehölze mit arttypischer seitlicher Beastung ohne Krone.

Hochstämme werden wurzelnackt, mit Ballen oder im Container gehandelt. Die unterschiedlichen Qualitäten werden nach Stammhöhe und Stammumfang gehandelt.

Die Stammhöhe liegt im Normalfall bei 1,80 m, es können Sonderstammhöhen für die Anzucht vereinbart werden. An Straßen wird fast nur noch mit einer Stammhöhe 2,20 m und höher gepflanzt.

Die erzogene und gut ausgebildete Krone eines Hochstammes muss einen arttypischen, durchgehenden Mitteltrieb besitzen, der Stamm gerade und mängelfrei sein.

Außerdem gibt es noch Sonderformen, wie z. B. kugelige Kronenformen, Hängeformen, Veredelungen in der Kronenhöhe, geschnittene Kronen, für die extra Vorschriften gelten.

Der Stammumfang wird in 1m Höhe über dem Erdboden gemessen.

Das sind gängige Qualitätsbezeichungen bei Heistern und Hochstämmen:

Bsp: Acer platanoides Heister 2xv, ohne Ballen 200 – 250
Bsp.: Fraxinuns excelsior Hochstamm 3xv aus extra weitem Stand mit Ballen 16 – 18

Preisunterschiede begründen sich mit der Anzahl der Verpflanzungen, dem Stammumfang und ob der Baum als wurzelnackte Ware, mit Ballen oder im Container gekauft wird.

 

Stammbüsche

Es gibt Baumarten, die wachsen von sich aus mehrstämmig, z. B. Weiden oder Feldahorn. Hier wird der Stammumfang aus der Gesamtheit der Umfänge der einzelnen Stämme ermittelt.

 

Heckenpflanzen

Laubhecken können sowohl aus schnittverträglichen baumartig wachsenden Gehölzen, z. B. Hainbuche oder aus strauchartig wachsenden Gehölzen, z. B. Liguster, gezogen werden.

Baumartig wachsende Heckenpflanzen müssen bereits heckenartig geschnitten worden sein, einen geraden, durchgehenden Mitteltrieb haben und auch von unten gut verzweigt sein. Sie werden als 2x oder 3x verpflanzte Ware gehandelt.

Die Qualitätskriterien für strauchartig wachsende Heckenpflanzen entsprechen denen der Laubsträucher.

 

Schling– u. Klettergehölze

Sie unterscheiden sich von anderen Gehölzen dadurch, dass sie für den Wuchs in die Höhe eine vertikale Kletterhilfe brauchen – Wand, Gerüst, Pergola o.ä. Für das Klettern selbst nutzen sie unterschiedliche Strategien, z. B. Winden (Blauregen), Haften (Wilder Wein), Spreizen (Rosen), Ranken (Traubenwein).

Mit Ausnahme von Clematis und Wildem Wein (P. tricuspidata ‚Veitchii‘) sollten alle Pflanzen 2 Triebe haben und im Topf oder Container gezogen sein. Außerdem sind bruchgefährdete Arten zu stäben.

 

Rosen

Rosen werden durch Veredelung und wurzelecht vermehrt. Sie werden wurzelnackt und im Container verkauft. Es gibt Buschrosengruppen – u. Hochstammrosenhöhen. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Güteanforderungen.

 

Veredelungen von Buschrosen

(Edel-, Beet-, Kleinstrauch-oder Bodendecker-, Kletter-, Zwerg –u. Strauchrosensorten)

Die Pflanzen dürfen nach dem Veredeln nur 1 Jahr alt sein. Es gibt Güteklasse A und B.

Güteklasse A:

Buschrose A-Qualität

Rosen der Güteklasse A müssen mindestens drei normal entwickelte und gut ausgereifte Triebe haben, von denen mindestens zwei aus der Veredelungsstelle kommen müssen, während der dritte Trieb bis 5 cm darüber entspringen darf.

 

Veredelungen von Stammrosen

Der Stamm muss kräftig und gerade gewachsen sein. Der Stammdurchmesser muss, unmittelbar unter der Veredelungsstelle gemessen, mindestens 9 mm betragen.

Güteklasse A:

Die Krone muss mindestens drei stark entwickelte, aus zwei Veredelungsstellen entspringende Triebe haben.

Die Stammhöhen sind folgende:

 

Hochstammrose im Container auf 90cm veredelt,
gerader, kräftiger Stamm


A-Qualität übererfüllt: mind. 3 starke, aus 2 Augen
entspringende Triebe

 

wurzelecht vermehrte Buschrosen

Sie sind aus Stecklingen oder Steckholz gezogen und im Freiland vermehrt, haben 1- oder 2-jährig zu sein und je nach Wuchsstärke der jeweiligen Sorte 2 oder 3 Triebe zu haben.

 

Rosen im Container
Sie dürfen 1- oder 2 – jährig sein. Je nach Wuchsstärke und Höhe sind unterschiedliche Containergrößen vorgegeben. Ansonsten gelten die Gütevorschriften der wurzelnackten Ware.

Immergrüne Laubgehölze und Nadelgehölze

Immergrüne Laubgehölze

Grundsätzlich sollten immergrüne Laubgehölze alle 3 Jahre, max. nach 4 Jahren verpflanzt und mit ausreichendem Abstand gezogen worden sein.

 

Rhododendron im Verkaufsquartier

Rhododendron und Freilandazaleen

Gute Verkaufsware von Rhododendron zeigt folgende Merkmale:

Freilandazaleen sollen ebenfalls je nach Sorte von unten verzweigt und mit Blütenknospen besetzt sein.

 

Nadelgehölzbäume

Nadelgehölze

Nadelgehölze sind mit Ballen oder im Container (Topf) zu verkaufen. Ausnahmen bilden kleine Größen von Nadelgehölzheckenpflanzen.

Weitere Kriterien sind:

 

Bodendecker

Bodendecker sind niedrige oder flach wachsende Gehölze und Stauden, die durch ihren Wuchs Bodenflächen abdecken können. Sie sollten:

Qualitätsanforderungen für Obstgehölze

Bei Obstgehölzen gibt es aufgrund der Gattungs-, Arten-, und Sortenvielfalt, der Anzuchtmethoden sowie der verschiedenen Stammformen umfangreichere Qualitätsvorschriften.

Kern– und Steinobst    (Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche, Sauerkirsche, Pfirsich, Aprikose, Quitte)

Zu den Unterlagen    (Begriffserklärung siehe Baumschul – ABC)

Bei der Unterlagenwahl geht es vorwiegend um die Wuchsstärke und die auch daraus folgernde Eignung für einen bestimmten Boden. z. T. geht es auch um die Frosthärte, Standfestigkeit der Pflanze und Ertragsverhalten.

Qualitätsvorschriften bzgl. Unterlagen
Die Qualitätsbezeichnung Busch muss beim Apfel auf einer vegetativ vermehrten Unterlage erzogen werden (M9, M26, MM106), Halb und Hochstämme auf Sämling bzw. einer stark wachsenden vegetativen Apfelunterlage (z.B. A 2)

Birnen können bei allen Qualitätsbezeichnungen auf Quittenunterlagen, für Halb- und Hochstämme auf Birnensämling und oder auf einer Quittenunterlage mit einem so genannten Stammbildner (die Sorte Gellerts Butterbirne) als Zwischenveredlung (nicht alle Birnensorten bilden von selber einen geraden Stamm) erzogen werden.

1-jährig kopulierte Süßkirsche

1-jährige Kopulationen (z. B. Apfel-Hochstamm auf Stammbildner kopuliert, Birne auf Stammbildner kopuliert)
Einjährige Kopfveredelungen von Stammformen müssen einen starken Mitteltrieb mit sortentypischen Seitenästen oder drei der Sorte entsprechende, kräftige Triebe haben.

1-jährig okulierte Sauerkirsche

1-jährige Okulationen (Sauerkirsche, Pfirisch, Säulenobstformen)

Mehrjährige Anzuchten
Mehrjähriges Kern- und Steinobst muss mindestens vier der Sorte entsprechende, kräftige Kronentriebe, einschließlich eines Leittriebes, haben. Der Konkurrenztrieb (Trieb, der unmittelbar neben dem stammverlängernden Kronenleittrieb entspringt und diesem Konkurrenz macht) muss entfernt sein. Bei Pflanzen mit mehrjähriger Krone muss diese fachgerecht geschnitten sein.

Bei Stammformen wird nach Höhe vom Erdboden bis zum untersten Kronentrieb gemessen.

Stammhöhe:

2-jährig okulierter Apfelbaum

Der Stammumfang bei Halbstämmen muss, in halber Stammhöhe gemessen, mindestens 6 cm, bei Hochstämmen, in einem Meter Stammhöhe mindestens 7 cm betragen.
Bei mehrjährigen Obsthochstämmen sind sortentypische Abweichungen beim Schnitt möglich.

Containerware
Die Container für Kern- und Steinobstbäume sollten 7,5 bis 10l Fassungsvermögen haben.

Schalenobst

Walnüsse
Walnüsse werden als Heister und Hochstämme verkauft. Sie sollten einen annähernd geraden Stamm haben und regelmäßig verpflanzt sein.

Veredelungen sind zu kennzeichnen.

Haselnüsse
Großfrüchtige Haselnusssorten sollen ebenfalls mehrmals verpflanzt sein und als Sträucher mehrere Triebe haben.

Container
Als 1-jährige Pflanzen können beide Gehölze im 5l-Container stehen, als mehrjährige im 10l–Container.

 

Beerenobst

 

Johannisbeeren und Stachelbeeren

Sträucher

5-triebige wurzelnackte Johannisbeere

Stämme

Containergröße für beide Anzuchtformen mind. 3l

 

Brombeeren, Himbeeren und ähnliche

Brombeeren – Jungpflanzen:

Himbeeren

Himbeeren und Brombeeren sollten eine Mindestgröße von 1,5l Inhalt bei Töpfen haben.

 

Kulturheidelbeeren (Vaccinium corymbosum)

 

Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea)

 

Cranberry (Vaccinium macrocarpon)